Donnerstag, Oktober 20, 2005

Meine "Mutta" und Telenovela


ENTWICKLUNGSHILFE AUS DER 3.WELT FÜR DAS DEUTSCHE FERNSEHEN, UND MEINER MUTTER IN KREFELD
Also da hat doch Dietmar Schönherr – er wurde bei der Verleihung des „Deutschen Fernsehpreises“ für sein Lebenswerk ausgezeichnet – behauptet, dass Deutsche Fernsehen sei das Beste der Welt.

Ich ziehe meinen (nicht aufgesetzten) Hut vor jenem Mann, der in der Tat deutsche Fernsehgeschichte geschrieben und die erste (von einer durchsichtigen Bluse wenig verhüllten) Teeny-Brust auf unseren Bildschirm gebracht hat. „Wünsch Dir was“ hieß die Sendung, eine Spielshow, die Schönherr mit seiner immer-noch-Ehefrau Vivi Bach präsentierte.


Kultstatus erlangte der heutige 79jährige Schauspieler jedoch als Commander McLane in der Science-Fiction-Serie "Raumpatrouille" (Raumschiff Orion).

Inzwischen nutzt die Kultfigur Status und Geld auch für Projekte in der „Dritten Welt“. Und wer hätte es gedacht: Die sogenannte „Dritte Welt“ zahlt es uns zurück und leistet Entwicklungshilfe für das Deutsche Fernsehen.

Aus Kuba kommen nämlich nicht nur die dicken Zigarren, sondern auch sogenannte „Telenovelas“; ein Wort, das ursprünglich aus dem spanischen kommt und übersetzt soviel wie Seifenoper bedeudet. Mit Telenovelas hat man einst und heute in Kuba die Arbeiterinnen in den Zigarren-Manufakturen bei Laune gehalten, indem man ihnen während der Arbeit Romane vorliest –logischerweise in Fortsetzungen, die sich aus den Unterbrechungen von Arbeitstag zu Arbeitstags ergeben; also alles nach dem Motto der heutigen TV-Trailer: „Bitte bleiben Sie dran!“

Um eine solche „Telenovela“ handelt es sich bei der neuen ZDF-Serie – so nannte man diese Mehrteiler früher - "Bianca - Wege zum Glück". Hier dreht sich alles um Bianca und Oliver - ein Liebespaar, das um sein Glück kämpfen muss. Ihr Schicksal wird die Zuschauer in einem modernem Märchen bis zum Happy End fesseln.

Mein Problem indes: Ich muss meiner betagten Mutter – wie jetzt hier im Forum „Niederrhein 2005“ erklären – warum es sich eben bei dieser neuen Serie nicht um eine Serie, sondern wie im TV-Heft ausgedruckt um eine „Telenovela“ handelt. Und vielleicht –Hilfe – wird ja am Ende vielleicht ein „Blockbaster“ (also ein erfolgreiches Projekt im Fernsehen) daraus. Wie ich das meiner über 80jähr. Mutter in Krefeld erklären soll, darüber muss ich wirklich noch mal ernsthaft nachdenken.

Moment: Vielleicht schicke ich Sie in dieser Sache zum „Service-Point“, wie sich die Auskunft ja inzwischen nicht nur im Krefelder Hauptbahnhof nennt. Ich glaube nicht nur meine Mutter versteht an vielen Stellen in der heutigen Kommunikation nur „Bahnhof“.