Dienstag, Oktober 11, 2005

König-Palast, bald eine (Finanz-)Last?

Ich habe es schon weit vor der Grundsteinlegung gewusst: Dat mit dem König-Palast in Krefeld – 2004 eröffnet und für 30 Millionen erbaut - wird nix!
Einmal mehr wurde ich als Chef-Unker verschrien, der ja nur alles mies machen will.
Aber wat ist jetzt: Joe Cocker, Al Jarreau und viele andere Showgrößen spielten in Krefeld bislang vor leeren Rängen. 6000 der insgesamt 8000 (bestuhlten) Zuschauerplätze blieben meist leer.

Woran das liegt: Am Krefelder, der geht fast überall hin, aber eben selten in seine eigene Stadt.

Die Magnetfunktion von Düsseldorf, Köln und der kleineren Nachbarstadt Mönchengladbach ist halt viel zu groß, wo es eben irgendwie viel gemütlicher ist. Selbst das viel kleinere Mönchengladbach hat in der (Alt-)Stadt das was es in Krefeld selten gab und was auch Architekten nicht bauen können: Atmosphäre.

Und dann gibt es halt so krefeld-typische Mechanismen. Wie: Die Fußgängerzone (Hochstr.) fängt an der Rheinstraße an und hört am Südwall auf. Selbst die allergrößten Anstrengungen der Geschäftsleute im Hansa-Zentrum haben diese Laufgewohnheiten der Krefelder bislang nur unwesentlich ändern können.


Doch kommen wir jetzt zum „König-Palast“, also jenem Veranstaltungs-Ort, der das alte Eisstadion ersetzen und übertrumpfen sollte. Schon sehr früh haben so kommerzielle Unternehmen wie die „Wiener Eisrevue“ und später „Holiday on Ice“ begriffen, dass Krefeld kein (Show-)Platz für große Zuschauer-Inszenierungen ist. Daher sind sie ins benachbarte Umfeld abgewandert. Und an dieser Stelle hat sich das kleine Grefrath ganz groß in Szene gesetzt.

Hier haben es die Verantwortlichen der Grefrather Eissport GmbH, ein selbständiger Ableger der Gemeinde Grefrath geschafft, im wahrsten Sinne des Wortes Leben in die kleine Krefelder (Vorstadt-)Bude zu bringen. „Holiday on Ice“, Udo Jürgens, Roger Whittaker und viele andere (Show-)Größen mehr spielten hier vor ausverkauftem 6.000-tausendemer Haus und sorgten für ein großes Plus im Haushalt der Niersgemeinde. Natürlich auch Joe Cocker, der sein „fremdgehen“ nach Krefeld jetzt sicherlich bereut, weil er im ertragsträchtigeren Grefrath wahrscheinlich in „Ungnade“ gefallen ist.

Was in Grefrath anders ist: 1. sicherlich, die in den letzten 20 Jahren aufgebaute Infrastruktur des Grefrather Managements, das Spitzenkontakte zu den Top-Managern des internationalen Showgeschäftes unterhält. In diesen eingefahrenen Schienen eine Weiche nach Krefeld einzubauen, da bedarf es wirklich schon eines erfahrenen (Fahr-)Planers, der sich im „Fuhrpark“ der Unterhaltungsbranche auskennt.

Und genau diese Fähigkeit wird dem jetzigen Krefelder Hallenmanager Dirk Polenk abgesprochen. Daher soll jetzt ein Fachmann aus Österreich sozusagen eine „Palastrevolution“ durchführen und Polenk ablösen, ergänzen oder flankieren. In einer in Krefeld erscheinenden Sonntags-Zeitung hieß es am 9. Oktober 05 dazu, dass „die Arbeit im Sinne von Kernkompetenz“ aufgeteilt werden soll. Was auch immer das heißen mag, die Sprache der Krefelder wird hier nicht gesprochen, daher scheint der Einsatz des Wieners, der die Eigendynamik der Krefelder nun ganz und gar nicht kennt, von vornherein zum Scheitern verurteilt.

An dieser Stelle muss man ja auch nicht unbedingt ein Wiener Fachmann sein um festzustellen, dass es um Krefeld herum ausreichend Arenen und Paläste gibt, zu einer Zeit in der das Geld für Freizeitaktivitäten immer knapper wird. Aber so ist es halt: Die verantwortlichen Entscheidungsträger lernen nie: Erst waren es die Schwimm-, dann die Spaßbäder, die in jener kleinen Kommune gebaut wurden – und die im Blickwinkel des eigenen Einzugsgebietes die Nachbarkommune hatten – jetzt sind es die Arenen und Paläste die gebaut werden, ohne das deren Betreiber bemerken, dass sie längst vom Zirkel des Einzugsgebietes der Nachbargemeinde (im Falle Krefeld sind es Köln, Schalke und Düsseldorf) erfasst wurden.

Somit wird aus dem Krefelder Königspalast allenfalls eine (Finanz-)Last für die Seidenstadt, die an dieser Stelle der Verschwendung von Steuergeldern vermutlich eine „Krone“ aufgesetzt hat.